Rückblick Generalversammlung Geschäftsjahr 2022

Die 120.-jährigen Generalversammlung wurde in der Bidinger Sporthalle abgehalten. Alle Mitglieder wurden schriftlich eingeladen. In der Einladung wurden die Mitglieder über die geschäftliche Entwicklung vorab informiert.

Begrüßung und wirtschaftliche Entwicklung

Unser langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender Herr Herrmann Unterreiner begrüßte alle die zahlreichen Mitglieder, die ehemaligen Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder und den ersten Bürgermeister Franz Martin.

Vorstand Martin Eberle begrüßte alle anwesende Mitglieder und berichtete anlässlich dem 120.-jährigen Bestehen der Bank über die Gründung.

Gegründet am 23.August 1903 in der Kellerwirtschaft in Bidingen durch den Pfarrer Eugen Müller wurde der „Darlehenskassenverein Bidingen“ aus der Taufe gehoben. Als erster Vorstand fungierte Herr Konrad Wiedemann, Bauer aus Bidingen. Bei der Gründerversammlung traten sofort 37 Mitglieder bei, unter ihnen lt. Chronik die gesamte Prominenz aus Bidingen. Diese waren:

Hochwürden Herr Pfarrer Otto Schnitzer

Oberlehrer Cleophas Laux

Dr. Endras, prakt. Arzt. Um einige zu nennen.

Das wir heute 120 Jahre später immer noch eine kleine, aber selbstständige Bank mit allen Dienstleistungen vor Ort sind verdanken wir der Lebensleistung und dem Herzblut unserer allen bisherigen Vorgänger - Vorständen, Aufsichtsräten und Mitarbeitern mit ihrem Einsatz über das normale Maß hinaus. Dafür zollte er den allergrößten Respekt und ist Dankbar das wir heute unsere 120.te Generalversammlung abhalten können.

Vorstand Martin Eberle geht dann rückblickend auf die wirtschaftliche Entwicklung des Jahres 2021 ein.

Wir blicken auf ein anspruchsvolles Jahr zurück. 2022 hat nicht nur für unsere Bank, sondern für uns alle harte Einschnitte bedeutet:

Die allgemeine Teuerung zog, vor allem wegen steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise weiter an. Die Kerninflationsrate war mit 6,9 Prozent so hoch wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind im Verlauf des Jahres 2022 zunächst kräftig gestiegen, bevor zum Jahresende der Höhenflug der Verbraucherpreise die Kaufkraft der Haushaltseinkommen kräftig ausbremste. Die Finanzmärkte waren im Jahr 2022 weltweit von den Kehrtwenden der Notenbanken geprägt.

Nach elf Jahren erhöhte die EZB im Juli 2022 erstmals ihren Leitzins. Dem mehrere kräftige Zinsschritte folgten, so dass zum Jahresende der Leitzins bei 2,50 Prozent lag und aktuell bei 4,00 Prozent steht. So einen kräftigen Zinsanstieg gepaart mit dem Schrittweisen beenden des Anleiheankaufprogrammes der EZB, führte zu starken Verwerfungen an den Anleihemärkten.

Die gestiegenen Zinsen und die teilweise immer noch hohen Baupreise führen dazu, dass immer weniger Kunden und Interessenten investieren. Das betrifft Familien ebenso wie Bauträger und Immobiliengesellschaften. Die Wohnungsbaugenehmigungen hätten sich im ersten Quartal nahezu im freien Fall befunden, so der Bayerische Handwerkstag. Das Wohnungsbauziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen ist damit so realistisch und praxistauglich wie das neue Heizungsgesetz.

Die hohe Inflation, die Verunsicherungen infolge des Ukraine-Kriegs, Lieferengpässe, der Zinsanstieg und die Energiekrise haben alle extrem belastet und belasten alle noch immer. Gerade der andauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine hält die Welt weiter in Atem. Die Not der Menschen dort ist nach wie vor gewaltig, Unschuldige müssen flüchten, Menschen verlieren ihren Wohlstand, ihre Freiheit und ihr Leben. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die viel zitierte Zeitenwende machte auch hier im Allgäu nicht Halt – und hält auch für unsere Bank weit mehr Herausforderungen bereit als uns lieb ist.

Belastend für die Bankenwelt war insbesondere auch der rasante Zinsanstieg der vergangenen Monate. Lang festgeschriebene Parameter wurden auf den Kopf gestellt – mit weitreichenden Folgen für die Geschäftsausrichtung aller Kreditinstitute – auch die Raiffeisenbank Bidingen eG.

Trotz aller Unsicherheiten und Unwägbarkeiten haben die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken den Stresstest bestanden. Sie konnten insgesamt ihr operatives Ergebnis im vergangenen Jahr verbessern. Ein starkes Kerngeschäft mit Zuwächsen bei ausgereichten Krediten, Kundeneinlagen und Bilanzsumme bei gleichzeitig nur moderaten Kostensteigerungen zeigen dies eindrucksvoll. Deshalb ist der Vorstand optimistisch, dass die Bank als Teil der genossenschaftlichen Bankenfamilie in Bayern den soliden Erfolgskurs des vergangenen Jahrzehnts fortsetzen werden.

Zuversichtlich stimmt Herrn Eberle auch die verbesserten Konjunkturaussichten und eine sich aufhellende Stimmung. Die deutsche Wirtschaft und insbesondere der Mittelstand haben einmal mehr bewiesen, dass sie sich den neuen Gegebenheiten schnell anpassen können. Um erfolgreich zu sein, braucht die regionale Wirtschaft weiterhin verlässliche Finanzierungspartner wie die Raiffeisenbanken. Und Privatpersonen bauen, wie eh und je auf kompetente Beratung bei allen Finanzfragen wie die Raiffeisenbank Bidingen eG schon immer bietet.

Herr Eberle bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die weit über das normale Maß hinaus Fleiß und Einsatz zeigen. Unsere Mitarbeiter sind DAS Aushängeschild für unsere regional selbständige Bank.

Raiffeisenbank Bidingen ist die langfristige positive und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde und der Region schon immer eine Herzensangelegenheit. Soweit möglich werden Waren und Dienstleistungen von regionalen Firmen, Handwerkern und Landwirten gekauft.

In diesem Sinn wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder fast EUR 6.000,00 an die örtlichen Vereine gespendet.

Die Raiffeisenbank ist auch im letzten Jahr wieder einen weiteren Schritt von der Strategie zur Stärkung und er nachhaltigen Entwicklung vorangekommen. In den letzten 3 Jahren haben wir hausintern gelebte Kredit- und Anlagekriterien schriftlich dokumentiert. Im Bereich der Eigenanlagen haben wir diese weiter differenziert und teilweise verschärft.

Die Stiftung Warentest hat unsere Anstrengungen mit der Aufnahme in der Liste der nachhaltigen Banken in Deutschland im Mai 2023 belohnt.

Als regionale Genossenschaftsbank sind wir eine von 15 nachhaltigen Banken in Deutschland. Drauf sind beide Vorstände sehr Stolz.

Mit großer Freude sieht die Bank der Eröffnung des hochmodernen energetisch autarken Nahversorgermarktes im Herbst dieses Jahres entgegen, gebaut und gefördert durch unsere kleine Bank in Bidingen. Das ist die gelebte Genossenschaft vor Ort. Hier schafft die Bank einen konkreten gelebten Mehrwert im Dorf mit neuen Arbeitsplätzen, Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde, und einer gesicherten Lebensmittelversorgung für Jung und Alt auf Zukunft.

Sie sehen nicht die Größe einer Genossenschaft ist entscheidend, sondern der gelebte Mehrwert einer Genossenschaft für seine Mitglieder und Kunden.

Der Aufsichtsrat hat bei allen maßgeblichen Entscheidungen im Jahr 2022 mitgewirkt. Die Mitglieder des Aufsichtsrates Hr. Hermann Unterreiner. Hr. Thomas Steger und Frau Christine Schnieringer haben mit Ihrem Fachwissen, Ihrer Kompetenz, und Ihrer Berufs- und Lebenserfahrung die Arbeit des Vorstandes begleitet und erleichtert. Der Vorstand dankt dem Aufsichtsrat für die vertrauensvolle und immer gute offene ehrenamtliche Zusammenarbeit ganz herzlich.

Vorstand Holger Bernhardt begrüßte ebenso die Mitglieder. Anschließend erläuterte er die wichtigsten und relevanten Zahlen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres 2022 und berichtete über das Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Trotz der veränderten Rahmenbedingungen konnte die Bank im letzten Jahr dynamisch wachsen. Die Bilanzsumme stieg um 13,5 % auf 79,7 Mio. Euro. Die bilanzwirksamen Kundengelder stiegen um 19,7 % auf 54,4 Mio. Euro. Die Kundenausleihungen stiegen um 12,3 % auf 53,8 Mio. Euro. Die Kundeneinlagen konnten wir um 14,5 % auf 71,8 Mio. Euro steigern. Das bilanzielle Eigenkapital beträgt 4,3 Mio. Euro.

In der Gewinn- und Verlustrechnung 2022 ist nach wie vor das zinsabhängige Geschäft die größte Ertragssäule. Durch das dynamische Neugeschäft und den gestiegenen Kreditzinssätzen konnte der Zinsüberschuss (+ 24 Tsd. Euro) gesteigert werden. Die Zinsspanne war allerdings rückläufig. Das Provisionsergebnis ist die Stärke der Bank und konnte trotz schwieriger Rahmenbedingungen stabil bei 528 Tsd. Euro gehalten werden. Die Personal- und Sachaufwendungen konnte Dank konsequentem Kostenmanagement um

3,9 % reduziert werden. Insgesamt betrugen die Verwaltungsaufwendungen TEUR 1.148 (Vorjahr TEUR 1.195). Nach Verrechnung von sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Erträgen sowie dem Bewertungsergebnis ergibt sich ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von TEUR 297. Nach Steuerzahlungen und satzungsgemäßer Vorwegzuweisungen zu den Rücklagen liegt ein Bilanzgewinn in Höhe von TEUR 29 vor. Zusammenfassend kann das Jahr 2022 mit einem zufriedenstellenden Jahresergebnis abgeschlossen werden.

Gewinnverwendung

Die Mitglieder stimmten den Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat eine Dividende in Höhe von
2 Prozent auszuschütten zu. Den Mitgliedern wurden damit Euro 20.708,40 ausgeschüttet. Der Restbetrag wird in Höhe von Euro 4.526,38 der gesetzlichen und in Höhe von Euro 4.349,12 den anderen Ergebnisrücklagen zugeführt.

Aufsichtsratswahlen

Der Jahresabschluss 2022 wurde genehmigt. Die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats wurden entlastet.

Die Amtszeit im Aufsichtsrat von Frau Christine Schnieringer ist abgelaufen. Sie wurde für die nächste Periode durch die Mitglieder wieder gewählt.

Der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Herr Hermann Unterreiner scheidet altersbedingt nächstes Jahr aus. Der Aufsichtsrat hat bisher die gesetzliche Mindestanzahl von drei Mitgliedern. Um hier auch im Falle des Falles bei längerem Ausfall eines Mitglieds handlungsfähig zu sein, will die Bank die Anzahl der Aufsichtsratsmitglieder auf mindestens vier erhöhen.

Gleichzeitig will der Aufsichtsrat den neuen Mitgliedern eine optimale Einarbeitung ermöglichen und schlagen als weitere neue Aufsichtsratsmitglieder Herr Christian Lang und Herr Christoph Brugger vor. Sie wurden beide durch die Mitglieder gewählt.

Ehrungen

Die Vorstände und der Aufsichtsratsvorsitzende nehmen die persönlichen Ehrungen der Mitglieder mit 50- / 65-jährigen Mitgliedschaft vor und bedankten sich bei den Mitgliedern für die Treue und Loyalität zur Bank.

Geehrte Mitglieder, Vorstand & Aufsichtsrat.